Motivation

Audiophil zu sein ist eine seltsame Sache. Es klingt ja schon nach einer Infektion – das obsessive Streben, Musikwiedergabe zu einem emotionalen Erlebnis zu machen. Wenn man auch nur etwas mit Musik am Hut hat, kann man sich der Faszination eines Live-Konzerts nicht entziehen - so eindrücklich vermag die Musik, einen emotional mitzunehmen, das Hier-und-Jetzt vergessen zu lassen, Energien zu wecken und Trost zu spenden. Wer niemals Gänsehaut hatte, wem niemals Tränen in die Augen schossen im Angesicht der Schönheit von Musik, der ist ein armer Hund. 

Für andere ist Musik eine Art Droge – sie sind süchtig nach dem emotionalen Kick. Wie bei allen Drogen verliert sich die Wirkung bei erhöhtem Konsum. Wer kennt es nicht, das tolle, so berührende Stück, das stetig an Glanz verliert beim wiederholten Hören. Ein neuer Kick muss her – die Suche beginnt... Der Audiophile steigert  seine Musikerfahrung durch ein möglichst live-haftiges, authentisches Klangerlebnis. Die unverfälschte Reproduktion des – in diesem einen Moment – eingefangenen musikalischen Ereignisses ist seine Leidenschaft, eine Quelle des Glücks und der Frustration. 

Seien wir ehrlich – auch heute sind wir nicht in der Lage, Musik so zu reproduzieren, dass wir der totalen Illusion erliegen. Es ist somit der „heilige Gral“, dem man – entsprechende finanzielle, aber auch persönliche Investitionen vorausgesetzt – aber durchaus nahekommen kann. Somit befinden sich die meisten Audiophilen auf einer manchmal lebenslangen Reise, immer auf der Suche nach der einen passenden Komponente, der einen richtigen Maßnahme, die ihr System ein kleines Stück perfekter macht. 

Ist sie gefunden, wird man mit Detailreichtum, größerer Bühne, höherer Transparenz und dem Glücksmoment belohnt, der klanglichen Wahrheit (im engeren Sinn die Wahrheit der Aufnahme) nähergekommen zu sein. Eine Weile hält es, bis der bessere Sound selbstverständlich wird, die Glücksmomente dahinschwinden und wir uns erneut auf die Suche begeben. Ob man irgendwann ankommt oder auch ankommen will, entscheidet letztlich jeder persönlich.

Erzählt man „Nicht-Audiophilen“ von seiner Leidenschaft – ich tue das eher selten, zu sehr haftet das Bild des „nerdigen“ Sonderlings – so wird oft entgegnet, man habe keine „goldenen Ohren“  und Klangunterschiede könne man sicher nicht heraushören - es also kurzum keinen Sinn mache, sich damit zu beschäftigen. Ich glaube das nicht – zugegeben, Audiophile haben einige Übung, das liegt in der Natur der Sache. Aber die sinnliche Erfahrung eine gute Anlage zu hören ist die gleiche – nur das der Laie seine Erfahrung nicht so in Worte fassen kann, mithin der Hebel fehlt, sie ins Bewusstsein zu tragen. 

Viele sinnliche Erfahrungen – beispielsweise der Genuss von Wein oder das Betrachten eines Gemäldes - werden erst durch Erklärungen und Hinweise, auf was man achten soll, bewusst erlebbar und dadurch intensiviert. Und hier schließlich liegt meine Motivation, diese kleine Anleitung zu erschaffen. Für die, die es interessiert, und mit dem Ziel aufzuzeigen, was guten Klang ausmacht.